Imkerei

Imkerei stellt einen wichtigen Wirtschaftszweig im Südwesten Äthiopiens dar. Da die Bienen auf die Waldflora angewiesen sind, haben Imker generell ein starkes Interesse an Walderhaltung. Da das traditionelle Imkereiwesen aber  wegen fehlender Reproduktionstechniken zu immer niedrigeren Erträgen führt, hat Enat Afer e. V. eine moderne Imkereischule errichtet, in der Kurse zum Erlernen modernisierter ressourcensparender Imkereitechniken gegeben werden. 

Imkerei stellt einen wichtigen Wirtschaftszweig im Südwesten Äthiopiens dar. Da die Bienen auf die Waldflora angewiesen sind, haben Imker generell ein starkes Interesse an Walderhaltung. Da das traditionelle Imkereiwesen aber wegen fehlender Reproduktionstechniken zu immer niedrigeren Erträgen führt, hat Enat Afer e. V. eine moderne Imkereischule errichtet, in der Kurse zum Erlernen modernisierter ressourcensparender Imkereitechniken gegeben werden.

Im Südwesten Äthiopiens befinden sich die verbliebenen 2,5% Waldflächen des Landes, die ursprünglich 40% einnahmen. Auch in dieser Region jedoch sind die Wälder bedroht durch Landwirtschaft, Jagd, Neuansiedlungen und vor allem durch die Anlage von Großplantagen.

Haupteinkommensquelle in dieser Region ist die Imkerei, denn der produzierte Honig dient als Grundlage zur Produktion von Tej, Honigwein, dem äthiopischen Nationalgetränk, nach dem eine große Nachfrage besteht.

So besteht in den südwestlichen Hochlandwäldern ein fast vollständiges Verbot des Holzeinschlags für Kleinbauern auf der einen Seite – die Erlaubnis für großflächige Abholzung zur Anlage von Tee- und Kaffeeplantagen zumeist ausländischer Großinvestoren auf der anderen.

Da die Imkerei die Haupteinkommensquelle der Menschen in dieser Region ist, ergibt sich aus dieser Konstellation ein spezieller Nutzungskonflikt, denn die Imker sind vom Regenwald als Bienenflora existentiell abhängig: Bei der hier praktizierten traditionellen Imkerei werden tief im Wald fernab von den dörflichen Siedlungen zu Beginn der Trockenzeit Bienenkörbe auf Bäume gehängt, wofür sich Gruppen von Bauern für mehrere Tage in den Wald begeben. Im darauf folgenden März erfolgt dann ebenfalls gemeinschaftlich die Honigernte. Jeder Bauer besitzt für einzelne Bäume im Wald, auf die er seine Bienenkörbe hängt, individuelle Nutzungsrechte, die von Vater auf Sohn bzw. von Ehemann auf dessen Witwe vererbt werden können. Rechte auf Bienenbäume werden seit Jahrhunderten überall auf dem Land respektiert. Auch wenn Bauern selbst ihre Agrarflächen in die Waldgebiete ausdehnten, wurde darauf geachtet, solche Bäume nicht zu fällen. Eine Missachtung dieser Tradition, wie sie derzeitig durch die massiven Abholzungsaktivitäten für Plantagen erfolgt, ruft entsprechenden Ärger und große Empörung hervor, nicht nur wegen des Affronts, den ein solcher Verstoß gegen die traditionellen Rechte für die lokale Bevölkerung bedeutet, sondern auch und vor allem aus existenziellen ökonomischen Gründen. Die durch die Anlage der Plantagen bewirkte Zerstörung der Bienenweide führt in den betroffenen Region zu einer Verminderung der Anzahl der (ohnehin nur unvollständig) besiedelten Bienenstöcke um ca. 50% gegenüber der vorherigen Situation und damit auch zu einer entsprechenden Reduktion der Honigerträge und Erlöse aus dem Honigverkauf.

Da die Plantage zudem auch auf den kommunalen Weideflächen angelegt wurde, verringerte sich durch diese Verminderung der Futtergrundlage auch das Einkommen aus der Tierhaltung um ca. 50%.

Wegen fehlender Landrechte und geringer politischer Macht der Bauernverbände geschieht solche „Inbesitznahme“ kleinbäuerlicher landwirtschaftlicher Flächen bzw. Gemeindeflächen und von Waldflächen teilweise ohne Zustimmung, sogar ohne vorheriges Wissen der betroffenen Bauern bzw. Bauernvereinigungen. Es wird immer wieder berichtet, wie „überraschend“ das plötzliche Auftauchen von Bulldozern auf den als Gemeindeeigentum betrachteten Wald- und Weideflächen empfunden wurde.

Obwohl die traditionelle Bienenhaltung diverse Vorteile besitzt, wie geringer Managementaufwand und Investitionsbedarf (meist ist nur ein Messer notwendig) und eine sehr hohe Arbeitseffizienz, ist die absolute Leistungsfähigkeit dieses Systems nur gering (es werden nur ca. 5 kg Honig pro Kolonie produziert, im Gegensatz zu 50 kg z. B. im europäischen Imkereiwesen). Zudem wird die Bienenpopulation bei der Honigentnahme teilweise zerstört, wenn die Honigwaben zusammen mit den bebrüteten Waben mit dem Messer herausgeschnitten werden. Neben der bereits erwähnten Zerstörung der Bienenflora führt auch dieser Faktor zu einem Rückgang der Bienenpopulation. So werden nur noch ca. 20 – 50% der aufgehängten Bienenkörbe besiedelt.

Zudem ist die traditionelle Imkerei sehr riskant, da beim Aufhängen der Bienenkörbe und beim Ernten des Honigs hohe Bäume erklettert werden müssen, wobei es neben schweren Verletzungen mit teilweise bleibenden Schäden sogar gelegentlich zu Todesfällen kommt.